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Santa Marta Marina – Rodadero
06.02.2011
Wir hatten gestern schon unsere Rechnung in der Marina bezahlt, da Sonntags das Büro geschlossen ist. Da auf Grund des starken Windes ein Auslaufen in der Früh ohne Hilfe eines Marineros nicht möglich ist, haben wir uns entschlossen, in die Rodadero Bucht zu übersiedeln. Von da ist es auch bei starken Wind bzw. bei Dunkelheit überhaupt kein Problem los zu segeln. So wurden noch schnell die Wassertanks gefüllt und das Deck nochmals mit Wasser abgespritzt, da durch den starken Wind das Deck jeden Tag von neuem voll Flugsand ist. Dieser kommt direkt von der anliegenden Beach. Dann ging es noch schnell zum Supermarkt um Soda, Trinkwasser u. andere Dinge zu besorgen. Die Fahrt von der Marina in die St. Martha Bucht nutzen wir, um unseren Kurscomputer vielleicht doch noch in Gang zu bekommen, was uns nicht gelang. Dies bedeutet, dass wir in Zukunft händisch steuern müssen, jedenfalls bis dieser wieder in Ordnung gebracht ist. Es bestehen Hoffnungen, diesen in Cartagena wieder in Gang zu bringen. Wir ankerten vor der viel besuchten Beach, was uns hinderte an Land zu gehen. Somit blieb das Dinghy an Deck. Das gab auch meinem Skipper die Möglichkeit, noch schnell das Teak auf der Plicht mit Teak Wonder einzulassen. Nach einem Sprung ins schöne erfrischende Nass und einem Sundowner schauten wir uns noch einen Kurzfilm an und dann wurde es ruhig auf der Aleppo, denn morgen ist um 03:30 Uhr Tagwache.
Rodadero – Santa Marta Marina
30.01. – 02.02.2011
Des nachts war ich 3x munter und der Wind pfiff um 3 Uhr morgens noch immer mit voller Kraft. Die Entscheidung von Frau Kapitano, nicht weg zu fahren, fiel bereits in diesem Moment. Ich ließ den Kapitän im Land der Träume, bis er von selbst wach wurde. Gar nicht so überrascht blickte er in der Früh durch die Gegend und bemerkte, dass bei unserem Dinghy Luft fehlte. Haben wir gestern beim Landgang etwas abbekommen? Noch ein Grund mehr, kein schlechtes Gewissen zu haben über meine Entscheidung. Wir hievten das Dinghy an Bord und hoben den Anker. In die Marina haben wir es nicht weit, etwa 2 Meilen, deshalb setzten wir keine Segeln. Als wir am Cabo Acuario um die Ecke bogen, passte plötzlich die digitale Anzeige am Kartenplotter nicht mehr. Kurt befürchtete sofort einen Schaden am Kurscomputer. Na toll! In der Marina bekamen wir sofort einen Platz am Außensteg und legten genau hinter die Windance III an. Werner und Christina winkten erfreut zu uns herüber. Kurt fing sogleich an, alles zu überprüfen was zu prüfen war. Nach einem Kurzbesuch bei unseren Freunden zerlegte Kurt das Dinghy und wurde sofort fündig. Also Klebematerial raus und an die Arbeit, denn die Sonne hat sich gerade verabschiedet und dies ist der beste Zeitpunkt zu kleben und trocknen lassen. In den folgenden Tagen wurde geputzt, gewaschen, gekocht, Brot gebacken und repariert. Zuerst wurden von Kurt sämtliche Anschlüsse mit Kontaktspray eingesprüht um eine Korrosion auszuschließen. Dann baute er die neue Batterie für den Funk ein, die an die neue digitale Trennanode angeschlossen wurde, welche nach Probelauf super funktionierte. Der Funk ist nun auch störungsfrei. Mit Unterstützung der Fa. Ober Yachtelektronik, welche Kurt per Skype anrief, konnte er feststellen, dass die beiden Fluxgate-Kompasse in Ordnung sind, aber wie befürchtet der Kurs-Computer etwas abbekommen hat. Vorerst recht herzlichen Dank an Herrn Manfred Ober, der so geduldig und hilfsbereit war. Nun müssen Erkundigungen über Lieferung bzw. Verzollung u. Zeitdauer des Versandablaufes gemacht werden. Abends schlenderten wir an der Promenade entlang und orientierten uns, in welcher Calle die für uns wichtigen Geschäfte sind. Santa Marta ist eine reizende Stadt in die man sich sofort verliebt. Die Menschen hier sind extrem freundlich und nett. Sicherheitsprobleme sind hier keine bekannt. Es gibt viele Straßenhändler, die Sonnenbrillen, Kaugummis, Taschen, Zigaretten, Cafe und Batterien verkaufen.
Hie und da begegnen wir auch Sandler und Bettler, die aber nicht unangenehm auffallen oder lästig sind.
Die Marina ist noch nicht fertig ausgebaut, aber sehr großzügig angelegt und verfügt über sauberes, klares Beckenwasser, das einem auch zum schwimmen einlädt. Sie wird – wenn sie einmal fertig ist – sicher eine sehr moderne TOP-Marina sein. Leider sind die Boote zur Zeit sehr verstaubt, wegen des heftigen und böigen Windes der hier fast immer bläst. Heute Abend machten wir einen Spaziergang durch die Stadt mit Werner und Christina. Kurt konnte bei einem Grillstand nicht vorbei gehen und bestellte 2 würzig feine Fleischspieße und einen Maiskolben, die mit Appetit verschlungen wurden.
In der Calle 14 fanden wir ein gemütliches Restaurant “AZUL”, wo es ausgezeichnete Speisen gibt und da wir gerade zur Happy Hour da eintrafen, genehmigten wir uns auch einige Mojitos, die sehr bekömmlich waren und vom äußerst freundlichem Personal gemixt und serviert wurden.
Beschwingt und zufrieden marschierten wir zur Marina zurück.
Rodadero
29.01.2011
Jetzt sind wir tatsächlich in Colombia. Unglaublich! Nichts mit schlafen, waren viel zu aufgekratzt. Wir machten es uns beim Frühstück auf der Plicht gemütlich und sahen dem Treiben am Strand und den auslaufenden Ausflugsbooten zu. Alle winkten freundlich zu uns herüber, ein Paddler stoppte sogar und fragte wie wir zu dem Namen Aleppo kommen. Es entstand ein Gespräch und wir erfuhren das sein Großvater aus Syrien stammt. Der Wind hatte nachgelassen und die Wellen wurden auch lieblicher. Keine Spur mehr von der vergangenen Nacht. Jetzt machten wir uns fertig für den Landgang. Das Dinghy wurde zu Wasser gelassen und ein paar Minuten später fuhren wir zum Strand, der mittlerweile sehr bevölkert war. Kein Wunder, ist ja Wochenende. Als wir den Strand erreichten, waren sofort einige Helfer zur Stelle und ein junger Mann gab uns zu verstehen, dass er auf unser Dinghy aufpasst. Und wie das so üblich ist in den Touristenhochburgen, wurden wir von aufdringlichen aber freundlichen Leuten angesprochen, die uns jeweils in ein Restaurant schleppen wollten. An der Beach reiht sich ein Lokal nach dem anderen.
Wir danken für den Tipp und ließen uns von unserem Vorhaben, den kleinen Ort zu erkunden, nicht abbringen. Im Supermarket gibt es einen Bankomaten, wo wir uns gleich ein paar Pesos besorgten. Für 1 Dollar bekommt man ca. 1.800 Pesos, also viel Geld. Überrascht waren wir vom Angebot im Supermarket, wo man wirklich fast alles bekommt. Man kann hier wieder wunderbares Frischfleisch, frisches Obst, Gemüse sowie verschiedene Biersorten zu günstigerem Preis als bisher kaufen. Was meinem Kurt so gut an dem Bier gefällt ist, dass wieder mehr Inhalt in den Flaschen ist. Auffällig ist auch, dass die Straßen verhältnismäßig sauber sind. Nachmittags konnte man den Wind anfangs leise mit den Palmenblättern spielen hören, aber sobald die Sonne im Meer versinkt, pfeift er wieder mit voller Kraft. Nachts gab es wieder Geschwindigkeiten bis zu 30 Knoten, da spürt man die ruckende Bewegung der Ankerkette. Wir sind aber zu müde um uns zu ärgern. Kurt liegt bereits quer und
überlässt mir die Entscheidung, ob wir morgen früh um 5:00Uhr weitergehen oder nicht. Na, dann gute Nacht!
Aaruba – Rodadero / COLUMBIEN
27. – 28.01.2011
Die Männer fuhren morgens mit unserem Dinghy zum Ausklarieren und wie wir es schon gewohnt sind, regnete es wieder mal zum richtigen Zeitpunkt. Beim Rundumblick stellten wir fest, dass der festgefahrene Segler jetzt hinter uns ankert, also ist er nachts bei Hightide frei gekommen. Ich verstaute noch einiges und war dieses Mal viel genauer, da die Segelstrecke von Aruba nach Cartagena für ihre Rauheit bekannt ist. Als Kurt zurück war, verstauten wir die letzten Items wie Dinghy, Motor, Ruder etc. und dann war es soweit. Wir waren die ersten, die den Anker hoben, es war 11:18Uhr. Ciao, Aruba, es war schön hier. Wir waren noch keine Meile draußen, als wir die Segeln setzten. Wir hatten gutes Segelwetter, 15-18 Knoten Wind von hinten und fegten mit Butterfly-Stellung nur so dahin. Kurz bevor wir an den venez. Inseln Monjes del Norte und del Este nördlich vorbei segelten, überflog uns plötzlich – wie aus dem Nichts aufgetaucht – in geringer Höhe ein gelbes Flugzeug der Coastguard von Venezuela, in dessen Cockpit 2 Männer saßen. Wir beobachteten wie sie hinter uns noch 2 Runden drehte, – höchstwahrscheinlich über die Tinto und die Flow - bevor sie in die Höhe zog und verschwand. Von wegen, hier gibt es kaum Schiffsverkehr, wir hatten den ganzen Nachmittag und auch die ganze Nacht über mindestens mit 30-40 Schiffen Sichtkontakt. Ca. 16 Meilen vor Punta Galina wurde der Wind weniger und um das Cabo de La Vela schlief er komplett ein. Es blieb uns nichts anderes übrig, als kurze Zeit darauf den Motor zu starten. Während der Nacht war es sehr dunkel, jedenfalls solange bis der Halbmond um 3 Uhr morgens am Firmament erschien. Langsam wurde es Tag – es war bereits halb Acht morgens – da fiel uns ein, dass wir hier eine Stunde zurück drehen müssen. Hier fahren nicht mehr so viele Schiffe und die hier unterwegs waren, fahren eine andere Route, man konnte sie nur über AIS sehen. An der Wind-Situation hat sich noch immer nichts geändert. Kurt fing zu verzweifeln an, ging zwischendurch die E-Mails abrufen und funken, was heute ein bisschen besser funktionierte. Ich reagiere auf ruhigeres Wetter immer gelassener, machte ein gutes Frühstück und kochte meinem Kapitän sogar ein Mittagessen. Aber dann kam er. Der Wind meldete sich plötzlich retour und blies gleich zwischen 25 – 32 Knoten, die Wellen wurden höher und höher, wir mussten die Segeln reffen und alles wieder wegstauen, was nicht fest war. Die Aleppo schaukelte hin und her, das heißt es wurde ein wenig ungemütlich. Da der Wind aber von hinten kommt und die Wellen auch, ist das überhaupt kein Problem, sagt der Kurt, ha ha ha. Es ging den Abend zu, die Müdigkeit überfällt uns und weil weit und breit nichts zu sehen war, nahmen wir abwechselnd die Ruhestellung ein. Nachts wurde es ziemlich kühl, deshalb suchten wir nach langärmelige Klamotten. Kurt zog seinen Trainingsanzug an, ich begnügte mich mit einem Sweater und legte mich dann im Salon hin, wo ich sofort eingeschlafen war. Auf einmal wurde ich wach, die Aleppo fibrierte, der Wind pfiff in hohen Tönen, der Windgenerator schnurrte mit voller Geschwindigkeit und die Wellen rauschten. Ein Blick auf die Armaturen und ich war putzemunter. 45 Knoten Wind und manchmal mehr, das haut einem aus die Socken. Kurt stand am Steuerstand und lies den Plotter nicht aus die Augen. Die Segeln waren bis auf ein Minimum gerefft und trotzdem zischen wir mit mehr als 7 Knoten durch die Wellen. Die Dunkelheit machte alles noch viel gespenstischer. Eigentlich sind wir kurz vor dem Ziel und es ist noch immer Nacht. Die Five Bays mussten wir deshalb liegen lassen, nun steuert Kurt dem Cabo De La Aguja zu, dahinter wird es wohl ruhiger sein, dachte ich. Dann fiel plötzlich der Kartenplotter aus. Scheiß Dunkelheit, scheiß Wind!! Wir können Lichter sehen, aber um uns herum war alles kohlrabenschwarz. Die Wellen waren Gott sei Dank nicht mehr so heftig, aber der Wind pfiff noch immer um die 30-35 Knoten. Ich setzte mich zum Computer um Kurt den Kurs durch zu geben. Auf einmal hörte ich Kurts Stimme die sagte, dass der Plotter wieder arbeitet. Danke an alle Schutzengeln. Es wurde endlich langsam hell und da sieht alles schon viel besser aus. Wir passieren Isla El Morro, hinter der einige Großschiffe auf Reede liegen und kaum waren wir um die nächste Huck sahen wir schon die Zeichen der Zivilisation. Hochhäuser säumen den Strand von Rodadero, im Hintergrund zieren die Gipfeln der hohen Berge die Umgebung. Eine schöne noch verschlafene Badebucht, in dessen Sandgrund nun unser Anker liegt. Jetzt nur mehr etwas essen und schlafen.